Als ich das erste Mal hier bei uns in der freitäglichen Strickgruppe einen gewebten Schal bewunderte, war es um mich geschehen. Nächtelang beschäftigte ich mich mit Webrahmen und -techniken sowie der perfekten Größe des Rahmens. Ich begab mich in die Welten der Weberinnen auf Instagram, es gibt so viele so wunderbar inspirierende Accounts. Dabei faszinieren mich vor allen Dingen die großen Projekte nämlich eben das Weben eines großen, breiten, schönen Schals, wie diesen hier im Ombré-Look, oder diesen, oder (mein absoluter Favorit) diesen hier namens “Morning Walk”, hach und toll ist auch dieser hier.

Irgendwann, ja irgendwann werde ich das auch probieren. Bis dahin erfreue ich mich über inspirierende Bilder zum Beispiel von Christina aka Federleicht. Heute ist sie zu Gast bei mir und wenn Euch die Welt des Webens ebenso fasziniert wie mich, könnt Ihr heute von Ihr ganz, ganz viel darüber lernen.

Zu Gast bei Maschenfein :: FederleichtFotos: © federleicht___

Christina, wie schön, dass Du uns ein wenig mehr über Dich, „federleicht“ und das Weben erzählst. Seit wann webst du denn überhaupt und wie hast Du das Weben für Dich entdeckt?

Ich freue mich sehr, dabei sein zu dürfen! Von Beruf bin ich Ergotherapuetin. In der Ausbildung hatten wir unter anderem Handwerksunterricht, als Therapiemittel. Ein Fach war Weben. Zuerst fand ich das blöd, weil ich mir dachte, „Wer webt denn heute bitte noch?“ Aber schon nach kurzer Zeit habe ich mir einen eigenen Webrahmen gekauft, weil es echt Spaß gemacht hat. Nach wenigen Werkstücken ist er allerdings im Schrank verschwunden und lag da ein paar Jahre… Wie das ja häufig so ist.
Anfang letztes Jahr haben wir daheim umgeräumt und ich habe meinem Rahmen wieder entdeckt. Ein paar Tage später traf ich mich mit meiner Cousine und wir redeten darüber. Ich wollte gerne wieder etwas weben, wusste aber nicht so recht was. Nach ein bisschen Brainstorming sagte sie eigentlich nur „Ja mach mal!“ Diese 3 kleinen Worte haben mich so sehr motiviert. Das war für mich der Start in die Welt des Webens.

Was machst Du in Deinem Leben neben dem Weben? Übst Du einen kreativen Beruf aus?

Ich arbeite in einer Werkstatt für Menschen mit überwiegend geistiger Behinderung. Neben der Betreuung spielt das Einrichten des jeweiligen Arbeitsplatzes eine große Rolle. Meine Gruppe erledigt Montagearbeiten für Firmen. Für unsere Mitarbeiter entwerfen wir Vorrichtungen, um ihnen eine selbstständige und fehlerfreie Arbeit ermöglichen zu können. Manchmal ist das eine ganz schöne Tüftelei, aber ich finde diesen Teil der Arbeit so wertvoll.

Momentan bin ich in Elternzeit. Auch mit meinen Kindern bin ich häufig am Basteln, Backen, Bauen oder Malen. Ich glaube das Kreative ist einfach ein Teil von mir.

Zu Gast bei Maschenfein :: FederleichtFotos: © federleicht___

Was begeistert Dich am Weben und gibt es da eine spezielle Technik, die Du am liebsten anwendest?

Weben ist meine Oase der Ruhe. Unsere Kinder sind 4,5 2,5 Jahre alt und 3 Monate. Nach einem turbulenten Tag, liebe ich es, mich abends an den Webrahmen zu setzten und abzuschalten. Wenn ich meine Hände beschäftige kann ich viel besser meine Gedanken sortieren und zur Ruhe kommen. Das ist für mich fast wie Tagebuch schreiben.

Als ich zu weben anfing, dachte ich, man kann nicht viel mehr als Schals oder kleine Tischläufer machen. Eine Bekannte sagte, „Mach doch mal eine Handytasche.“ Ich dachte mir, „Wie soll das denn gehen?“ Ich hatte keine Vorstellung davon, wie der Stoff weiterverarbeitet werden kann. Ich habe angefangen nachzuforschen und mit der Zeit habe ich immer mehr über das Weben und selbstgewebte Stoffe gelernt und dass vieles gar nicht so kompliziert ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich kann gar nicht mehr damit aufhören Neues auszuprobieren.
Es begeistert mich, dass man mit einfachen Mitteln so faszinierend viele Gestaltungsmöglichkeiten hat. Es wird nie langweilig, da es so viel zu entdecken gibt! Und außerdem kann ich so herrlich dabei abschalten.

Zu Gast bei Maschenfein :: FederleichtFotos: © federleicht___

Das letzte halbe Jahr habe ich mich außerdem sehr viel mit Mustern beschäftigt und wie ich das vom Papier auf mein Werkstück übertragen kann. Am liebsten webe ich Leinwandbindung, Köperbindung und Soumak.

Die meisten (also ich vermute mal so ziemlich alle) meiner Leserinnen stricken für ihr Leben gern und haben natürlich jede Menge Wollreste. Da bietet es sich ja regelrecht an, es mal mit dem Weben zu versuchen, oder? Was benötigen wir denn dafür? 

Ja, zum Verarbeiten von Wollresten bietet sich das Weben regelrecht an. Ich webe gerne auf einem Schulwebrahmen. Ein Rundwebrahmen macht sicherlich auch Spaß. Für die Kette, also das Bespannen vom Rahmen eignet sich reißfestes, nicht dehnbares Garn. Klassischerweise ist das Baumwolle. (Es gibt spezielles Kettgarn, das ist aber auch nur Baumwolle in einer bestimmten Stärke) Die Größe ist Geschmackssache, ich halte einen Rahmen von ca. 30cm Breite für ausreichend. Und beim Garn kann man sich echt austoben. Toll ist eine Mischung aus verschiedenen Stärken und Wolle mit unterschiedlicher Struktur. Aus mehreren kürzeren Wollresten würde ich Fransen weben. Aus längeren kleine bunte Muster mit Dreiecken oder Wellenlinien oder oder oder. Kammzug eignet sich hervorragend, um dem Ganzen „das gewisse Etwas“ zu verleihen.

Diese ganzen Begriffe, die mir bei Dir über den Weg laufen „Leinwandbindung, Fransen, Soumak, Köperbindung, Schlaufen“ klingen für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Kannst Du uns kurz zeigen oder erklären was das ist? 

Ich kann dich total verstehen, das ging mir anfangs genauso. Hier sind ein paar Bilder in denen die Techniken zu sehen sind.

Leinwandbindung ist das, was man typischerweise vom Weben kennt. Das simple über eins, unter eins, über eins, unter eins… Das ist im ersten Bild zu sehen. Im zweiten Bild gibt das geflochtene Soumak den Schlaufen einen Rahmen und hält sie in Position. Ohne einen Rand würden die Schlaufen wieder aufgehen. Die Fransen in Bild drei, sehen wunderschön am unteren Ende aus und geben einen tollen Abschluss. Sie können aber auch an jede beliebige Stelle gesetzt werden. In Bild vier ist die Köperbindung zu sehen. Hier wird in einem anderen Rhythmus als der Leinwandbindung gewebt: über zwei, unter zwei… und jede neue Reihe um eine Position versetzt, so entstehen die schrägen Linien.

Zu Gast bei Maschenfein :: FederleichtFotos: © federleicht___

Welche Art Material/Fasern sind denn Deine Liebsten und warum? Gibt es Garne/Fasern, die sich besser oder weniger gut zum Weben eignen?

Generell eignet sich alles zum Weben, was sich biegen lässt. Wolle, Stoff, Bänder, Bast, Blumen, Plastik, etc. Ich webe am liebsten mit etwas dickerer Wolle. Ich mag das weiche Gefühl an meinen Händen und man ist schneller fertig. 😀

Ich wurde durch Deine wunderschönen Schals auf Deinen Instagram-Account aufmerksam. Wie lange sitzt Du denn an so einem Stück?

Die Vorbereitung bis ich anfangen kann zu weben, dauert gut und gerne mal 4 Stunden. Für einen Schal brauche ich in etwa auch 4 Stunden. Wenn der Schal aus dem Rahmen genommen wird muss er über Nacht entspannen, da er sich noch etwas zusammen zieht. Und dann das Versäubern mit Fäden vernähen, Fransen knoten und zuschneiden auch nochmal 1-2 Stunden.

Was machst Du mit Deinen gewebten Stücken und was genau webst Du eigentlich am Liebsten?

Größtenteils habe ich meine Familie, Freunde und Bekannte mit Schals versorgt. Im Moment webe ich am liebsten Wandteppiche auf meinem kleinen, und gemusterte Stoffe auf meinem großen Webrahmen. Wobei Bandweben auch echt toll ist. Hach, ich würde am Liebsten 10 Sachen gleichzeitig weben.

Zu Gast bei Maschenfein :: FederleichtFotos: © federleicht___

Verrätst Du uns Deine drei liebsten Accounts und über das Weben auf Instagram?

Marquisweaves
Weavingmystory
Wovenwares

Vielen Dank für Deinen Besuch!

Ihr findet Christina auf Instagram als federleicht___!

Marisa

Über Marisa

Ich bin Marisa, die Gründerin hinter Maschenfein. Die ersten Maschen schlug ich mit meiner Oma Lotti im Alter von etwa fünf Jahren an. 2014 gründete ich "Maschenfein". Was als Blog begann ist heute zu genau dem Online Shop für Wolle & Strickzubehör geworden, den ich mir immer gewünscht habe. Gemeinsam mit meinem Team möchte ich die Strickwelt mit Inspirationen, Anleitungen, schönen Garnen und dem besten Zubehör bereichern.

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