Vermutlich habt Ihr bereits gemerkt, dass ich ein sehr großer Instagram-Fan bin. Ich schaue dort mehrmals täglich hinein und liebe es, durch die Bilder zu scrollen, mich inspirieren zu lassen, oder einfach zu schauen, was andere Freunde und Bekannte gerade so tun. Vor einigen Wochen bin ich über Susannes Account paulastrickt gestolpert. Ich weiß gar nicht mehr wie – vermutlich hatte sie einfach eines meiner Bilder “geliked”. Sie war noch ganz frisch auf Instagram, aber ihre Strickstücke und Bilder haben mir sofort gefallen, also “folgte” ich ihr von nun an einfach auch. Für ihr feines Label Paula_m strickt Susanne im Akkord. Irgendwann musste ich da ganz ungläubig nachfragen: Strickst Du das eigentlich alles selbst? Ja… sie stricke tatsächlich alle Stücke selber von Hand. Wahnsinn! Da wollte ich mehr erfahren und schrieb Susanne einfach mal eine Email. Mit vielen Fragen!
Wie alt bist Du und seit wann strickst Du und wie bist Du überhaupt dazu gekommen?
Ich bin 33 Jahre und beschäftige mich seit frühster Kindheit mit Handarbeiten. Mit 7 Jahren habe ich angefangen zu häkeln, meine beiden Omas haben mich “angelernt”. Ich kann mich noch gut an meine ersten Versuche erinnern, aus oranger Wolle sollte ein Topflappen entstehen (quadratisch)…es wurde ein Dreieck. Ich bin trotz der ersten Enttäuschungen drangeblieben und immer besser geworden. Irgendwann konnte ich Kleidung für meine Barbies und Stofftiere häkeln. Die Sommerferien habe ich oft bei meiner Oma verbracht und es war nicht unüblich, dass wir zusammen Filet-Deckchen gehäkelt haben. Noch heute dreht sich meist alles ums Stricken und Häkeln, wenn ich meine Oma besuche.
Stricken habe ich mir relativ spät selbst beigebracht, 2007 nach der Diplomarbeit hatte ich 2 Monate Pause bevor ich in die Arbeitswelt startete. Also habe ich mir ein Buch gekauft und angefangen zu stricken, mein erstes Projekt waren Socken. Ich habe es tatsächlich bereits im 2. Anlauf hingekriegt und zu diesem Zeitpunkt ist dann meine Leidenschaft fürs Stricken und Häkeln komplett ausgebrochen. Es gab kein Halten mehr.
Was machst Du neben dem Stricken? Oder betreibst Du Dein Label Paulastrickt hauptberuflich?
Ich bin eigentlich Diplom-Restauratorin für Steinobjekte und arbeite in diesem Beruf hauptsächlich im Sommer auf Baustellen an Kirchen, Schlössern, usw. überall in Deutschland. Mein Traum ist es aber meine Leidenschaft zum Hauptberuf zu machen, so dass ich dieses Jahr den Sprung ins kalte Wasser gewagt habe und meinen Restauratoren-Tätigkeit zunächst auf Eis gelegt habe.
Wie kam es zu dem Namen “Paula_m”?
Paula_m steht für Paula Müller und das ist meine liebe Oma (siehe oben), die den Grundstein für meine Strick- und Häkelleidenschaft gelegt hat. Noch heute kann ich mit ihr am besten fachsimpeln. Beim letzten Besuch hat sie mir einen Riesen-Stapel Strickzeitschriften präsentiert (Jahrgang 1960 – heute). Nachdem ich meinen Freudentanz vollendet hatte, haben wir jede einzelne Zeitschrift durchgeschaut und ich durfte mir mitnehmen, was ich wollte :)))) Tolle Inspirationsquelle!
Die Entscheidung einen Dawanda-Shop zu eröffnen ist 2011 gefallen. Ich habe damals für längere Zeit auf einer Baustelle in Amsterdam gearbeitet und hatte bedingt durch diese geniale Stadt am laufenden Band Ideen für Strickprojekte. Ich habe sogar während der Arbeit Rückseiten von Bau-und Kartierungsplänen mit Strickmustern beschmiert, die ich dann nach Feierabend ausprobiert habe. Meinen Kollegen ist das natürlich nicht verborgen geblieben und irgenwann kamen die ersten Bestellungen. Topmotiviert habe ich dann eine kleine “Kollektion” für einen eigenen Dawanda-Shop gestrickt. Uns so hat alles angefangen mit Paula_m.
Fotos: links: Der Spruch auf meinem Shirt ist Programm ;),
rechts: ein Haufen fertiger Bestellungen für den online-shop.
Wie sieht Dein Strickalltag aus?
Hier muß ich ganz klar zwischen Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter entscheiden. Frühjahr/Sommer ist die kreative Zeit, ich probiere sehr viel aus, suche nach Ideen, wühle mich durch meine “Strickbibliothek”, suche nach Strickmustern und mache sehr viele Musterproben. Wenn mich ein Muster überzeugt, überlege ich, was ich daraus machen könnte. Mütze, Schal, Stirnband ….
Fotos: links: Susannes Wolllager. Rechts: Arbeitsplatz, an dem Susanne täglich strickt.
Ist diese Entscheidung dann gefallen, beginnt das Nervenaufreibenste, stricken, auftrennen, stricken, auftrennen, usw. Solange bis das jeweilige Modell perfekt sitzt. Ich ribbel teilweise bis zu 6 mal eine an sich fertige Mütze auf, nur damit ich sehen kann ob es z.B. besser aussieht, wenn ich 2 Maschen weniger anschlage. Hochgradig bekloppt, aber ich kann nicht anders.
Im Herbst/Winter stricke ich dann einfach das, was meine Kunden im Shop bestellen. Wenn viele Bestellungen anliegen, stricke ich Tag und Nacht. Ganz wichtig dabei: mein Musterbuch, in dem sich alle meine Anleitungen, die ich Frühjahr/Sommer erarbeitet habe, befinden. Und damit das ganze nicht langweilig wird, stricke ich sehr viel nach Kundenwunsch. Alle meine Sachen sind in Farbe und Größe individualisierbar und ich freue mich tatsächlich immer, wenn ich einen Extrawunsch erfüllen kann.
Fotos: Stirnband AVA, mein liebstes Stirnband, ich besitze es in fast allen Farben.
Gibt es ein absolutes Lieblings-Garn, dass Du immer und immer wieder kaufen und verstricken “musst”?
Schwierige Frage, es gibt keinen absoluten Favoriten. Ich mag Debbie Bliss, weil die Farben toll sind und die Wolle so “unaufgeregt” ist, d.h. Zopf- und Strukturmuster kommen sehr gut zur Geltung. Ich mag momentan auch sehr gerne Wolle von Mirasol, weil ich mich unsterblich in die Qualitäten “Sulka” und “Ushya” verliebt habe. Ein Dauerbrenner und in allen Ecken meiner Wohnung zu finden, ist Wolle von Isager. Mit dieser Wolle strickt man meist mehrfädig und kombiniert dabei Schurwolle, Alpaka, Baumwolle, Leinen und Mohair miteinander. Passend zum Garn gibt es ganz wundervolle Muster von Helga Isager. Last but not least verstricke ich neuerdings auch handgesponnene Wolle von Kathrin von backtothewheel. Kathrin spinnt ganz wunderbare Garne und man kann sich sogar sein Wunschgarn spinnen lassen. Meist kennt sie die Wolllieferanten, sprich Schafe, Alpakas und Angorakanninchen auch noch persönlich. Zusammen mit ihr habe ich auch eine kleine Knit-Kit Kollektion aus handgesponnener Wolle entworfen.
All die schöne Wolle verarbeite ich am liebsten zu Mützen und Stirnbändern = ein schnelles Erfolgserlebnis ;). Strukturmuster und Zopfmuster haben es mir dabei besonders angetan, auch zwei- oder mehrfarbiges Stricken finde ich toll. Im Fair Isle Bereich gibt es für mich aber noch viel zu lernen.
Foto: Susannes Farbkarten für individuelle Bestellungen.
Hast Du eigentlich auch einen Blog oder eine eigene Seite? Ich habe Dich ja via Instagram kennen gelernt (sooo schöne Bilder immer, übrigens)? Hast Du diesbezüglich noch weiteres in Planung?
Ich verkaufe momentan nur über Dawanda, eine eigene Webseite ist aber definitiv in Planung. Freunde und Bekannte liegen mir schon lange damit in den Ohren, dass ich viel zu abhängig von dieser Plattform bin. Aber was Marketing bzw. Selbstvermarktung angeht bin ich ein echte Null. Bin aber dabei mich zu bessern, mein Instagram-Account ist ja schon mal ein guter Anfang.
Fotos: links: Fotoshooting 2013, kein gestelltes Foto, wir sind mit dem Rad durch Hannover gefahren und habe uns die schönsten Plätze gesucht. rechts: So entstehen meine Mützen, Schals und Stirnbänder……sie fallen vom Himmel 😉
Vielen Dank, Susanne, für dieses schöne und authentische Interview!
Seid Ihr nicht aus so angetan von diesen schönen Bildern und Strickstücken? Dann folgt Susanne unbedingt auf ihrem schönen Instagram-Account und hüpft mal rüber in ihren Shop. Weihnachten steht ja quasi vor der Tür! Man kann ja nicht alles selber stricken…. nech?
2 Kommentare
Hallo Susanne,
ich stricke gerade an den NOLA Handstulpen und bin bei den Zunahmen für den Daumen angekommen. Bei der zweiten Zunahme komme ich nicht ganz klar. Da würde ich zwischen zwei linken Maschen 1 rechte M zunehmen, sodass ich 1linke M – 1 rechte M- 1 linke M auf der Nadel habe. Mustergemäß müssten aber doch dann wieder drei rechte M und zwei linke M entstehen.
Ich hoffe du verstehst wie ich das meine und die kannst mir helfen
Danke
Carolin
Liebe Carolin, bei Fragen zu Susannes Anleitungen müsstest du dich bitte direkt an Susanne wenden, da sie die Frage hier bestimmt nicht sieht. 🙂 Am besten kontaktierst du sie per Mail (die Adresse findest du in ihrem Instagramprofil: https://www.instagram.com/paulastrickt/) oder du schaust bei Ravelry, ob deine Frage dort vielleicht schon gestellt wurde: https://www.ravelry.com/patterns/library/nola-handstulpen/comments Ansonsten kann ich dir auch sehr unsere Facebook-Gruppe empfehlen, dort gibt es auch immer schnell Hilfe aus der Community: https://www.facebook.com/groups/maschenfein.strickrunde Viel Erfolg und weiterhin viel Spaß beim Stricken! Liebe Grüße, Sophia